OB ist angezählt

Das, was die Stadträte am gestrigen Abend zusammenführte, ist ein recht seltener Vorgang. Ende März hatten sie einen Beschlussvorschlag zu einem Bauvorhaben abgelehnt. Grund waren Zweifel an der Sorgfalt im Ausschreibungsverfahren. Der Oberbürgermeister ließ dennoch die fragliche Firma zur Bauberatung einladen und ging gegen den Beschluss des eigenen Stadtrates in Widerspruch. Dann setzte er ohne vorherige Beratung für den Mittwoch einen Sonderstadtrat an und erwartete nun, dass die Räte ihren eigenen Beschluss zurücknehmen. Er selbst konnte die Sitzung nicht leiten, da er zeitgleich einen Termin außerhalb der Stadtgrenzen wahrnahm. Doch die drei großen Fraktionen sind fest entschlossen, dem Oberbürgermeister seinen Wunsch nach Zustimmung nicht zu erfüllen. Auf Initiative der CDU-Fraktion wird ein Gegenantrag beraten. Bürgermeister Gruner müht sich, gegen die Bastion der Stadträte anzurennen. Als ihm klar wird, dass er diesmal seinem OB die Kastanien nicht aus dem Feuer retten kann, droht er noch ein bisschen mit den Konsequenzen. Da wäre es allemal besser gewesen, die Differenzen im Vorfeld auszuräumen. Der OB hat dies versäumt, er wollte mit dem Kopf durch die Wand und hat die aufkeimenden Signale des Widerstandes ignoriert. Die Konsequenz ist ein geeinter Stadtrat mit dem festen Willen, der Verwaltung zu zeigen, wer hier bestimmt.

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