Urlaub im Glaskäfig
Meißen überrascht mit weltweit einmaligem Tourismusprojekt!
Das ist es, Meißens Prestigeobjekt des 21. Jahrhunderts. Haben die Vorväter einen Dom errichtet oder den frühesten Schlossbau Deutschlands, hat Oberbürgermeister Olaf Raschke seinen Meißnern den Panoramaaufzug beschert. Die Archivbilder stammen übrigens aus Zeiten, als das technische Wunderwerk wochenlang fast ohne Störfälle funktionierte. Solche Aufnahmen gelingen inzwischen nur noch selten. Ein Argument für den Aufzug war die Barrierefreiheit für Rollstühle und Kinderwagen, ein weiteres galt der Bequemlichkeit der Hotelgäste. Doch am Aufzug sind inzwischen oft mehr Feuerwehrleute als Touristen zu sehen. Spektakuläre Rettungsaktionen sorgten für überregionales Interesse und Sorgenfalten auf der Stirn des städtischen Betreibers. Erst zum Reformationstag mussten wieder mal Hotelgäste aus luftiger Höhe befreit werden. Dann dauerte die Reparatur fast drei Wochen. Die Ersatzteile wurden von den Philippinen eingeflogen, denn die Philippinos gelten in Meißen als begnadete Schrägaufzugbauer. Schon vor Abschluss der Reparatur gab die Stadtverwaltung freudig erregt Jubelmitteilungen aus. Dann endlich, am vergangenen Sonnabend, setzte sich die Glaskiste in Bewegung und schaffte die 50 Meter Fahrt bis zur Bergstation ohne ernste Zwischenfälle. Kleiner Schönheitsfehler: oben geht nur noch eine Tür auf. Deshalb warnt der Betreiber die Zielgruppe mit den Rollstühlen und Kinderwagen vor der Benutzung des Verkehrsmittels. Der Wartungsdienst sei bereits verständigt und auf den Philippinen läuft schon die Produktion des Ersatzteils an. Doch die Freude über einen Aufzug mit einer kaputten Tür währte nur 48 Stunden. Dann saßen wieder Hotelgäste fest. Die Feuerwehr überlegt inzwischen, sich in der Talstation einzumieten. Für die geretteten Fahrgäste aber war die gestrige Befreiungsaktion ein bleibendes Erlebnis. An dieser Stelle sollte das Stadtmarketing ansetzen. Aufzugsfahrten mit Havariegarantie und anschließender Rettung per Leiter, Rutsche oder Sprungtuch könnten ganz neue Besuchergruppen erschließen. Für besonders Betuchte gäbe es dann die Hubschrauberrettung mit Begrüßungssekt und Empfang beim Oberbürgermeister. Die Kollegen des Satireportals "Meißen21" haben inzwischen eine viel beachtete Burgbergbergwacht gegründet und sind damit heiße Anwärter auf den Ehrenamtspreis 2012 des Oberbürgermeisters. meissen21.de feuerwehr-dokumentation.net